… Was Ihre Stimme in Bewerbungsgesprächen über Sie verraten kann.

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Sie kennen es vermutlich selbst:  Vor Bewerbungsgesprächen überlegt man sich normalerweise: „was ziehe ich an, welche inhaltlichen Fragen könnten mich erwarten, und vor allem wie bringe ich die besten Seiten meiner Persönlichkeit zur Geltung“. Dies könnte allerdings bald Schnee von gestern sein. Denn die Zukunftsmusik klingt so: Unternehmen setzen bei Bewerbungsgesprächen auf Computer, die die Stimme eines Bewerbers analysieren, um so treffsicherer als durch sein Auftreten auf seinen Charakter schließen zu können. Dabei spielt es keine Rolle mehr, was man sagt, sondern nur wie man spricht. Durch Sprache und Stimme soll dann der passendste neue Mitarbeiter für eine Stelle gefunden werden. So verspricht es zumindest die Firma Precire, die diese Software entwickelt hat. Sie nennt sich selbst einen „objektiven Coach für Personalgewinnung“ (Quelle: https://precire.com/people/).

Funktionieren soll dieses Tool folgendermaßen: unsere Sprache und vor allem die Stimme sei so individuell wie unser Fingerabdruck. Laut Precire vermittelt unser Sprechen nicht nur unsere Gedanken und Gefühle, sondern viele Informationen über unsere Persönlichkeit, die von Menschen nur unbewusst wahrgenommen werden. Und hier kommt die Künstliche Intelligenz von Precire ins Spiel. Sie schafft es, unseren Charakter anhand unserer Sprache und Stimme zu analysieren und zu erkennen. Dabei wird die Stimme eines Bewerbers in mehrere tausend Teile zerlegt, untersucht und mit von Precire gespeicherten Charaktergruppen von Probanden abgeglichen. Anhand bestimmter Sprachmuster können dann sogar Eigenschaften und Talente erkannt werden, die der Teilnehmer noch nicht mal selbst von sich kannte.

Das Bewerbungsverfahren kann dabei so aussehen: ein 15-minütiges Telefonat und die Personalabteilung weiß, ob am anderen Ende die richtige Frau/der richtige Mann für die Stelle sitzt. Dabei werden keine konventionellen Bewerbungsfragen gestellt, sondern der Bewerber darf beispielsweise über seine typischen Sonntage plaudern. Über was er in diesem Telefonat spricht, ist eigentlich ziemlich egal. Nur die Art, wie er spricht, scheint ausschlaggebend. Ob jemand emotional stabil, belastbar, kontaktfreudig, fleißig oder neugierig ist – die Software hört es heraus, wenn der Bewerber spricht. Relevante Informationen über einen potentiellen neuen Mitarbeiter werden über seine Sprechgeschwindigkeit, seine Betonung oder die Komplexität seiner Sprache erfahren.

Falls Sie sich nun fragen, ob diese Software durch gezieltes Training und Stimmcoaching überlistet werden kann und wenn nicht, warum es sich trotzdem lohnt ein Sprech- und Stimmtraining zu durchlaufen, ist meine Antwort hierzu: ein Stimmcoaching lohnt sich vor allem für eine selbstbewusste Haltung. Außerdem für eine tiefsitzende Atmung, die verhindert, dass die Stimme wegbricht – was wiederrum bei Michaela Beyer – Stimm- und Sprechtrainer Ulm – Blog
Bewerbungstelefonaten wichtig sein kann. Ein Stimmtraining lohnt sich auch für eine deutliche und ansprechende Artikulation, die eine positive Mimik mit sich bringt und natürlich für eine gute Stimme, die Kompetenz und Glaubwürdigkeit übermittelt. Besonders unterstützend bei einem solchen Training kann es sein, dass man an seinem Selbstbewusstsein und seiner inneren Haltung arbeitet und in einem Coaching z.B. seine inneren Saboteure kennenlernt. Gleichzeitig kann man sich durch ein gutes Feedback seiner Stärken in der Kommunikation bewusst werden.

Im Stimm- und Sprechtraining erhalten Sie auch ein Feedback darüber, wie Sie mit anderen Menschen in Kontakt treten – mitunter die wichtigste Kompetenz sowohl im Privaten als auch Beruflichen. Diese Kompetenz kann allerdings von keinem Computer erfasst werden, sondern wirkt im Moment der Begegnung. Und für diese Momente sollten und können Sie sich wappnen.